Mit diesem alten und heute noch oft zitierten Spruch hat sich die 5 A im Lateinunterricht auseinandergesetzt.
Die Schülerinnen bekamen die Aufgabe, sich mit verschiedenen vergangenen und aktuellen Schönheitsidealen zu beschäftigen. Als Ergebnis wurde ein Plakat erstellt, das bewusst auf manche angeblich unverzichtbaren Prinzipien eines „schönen Plakats“ verzichtet und das Unvollkommene als Gestaltungsmittel einsetzt - siehe Fotos.
Wie kam es zu diesem Projekt?
In der 5. Klasse (3. Lernjahr des sechsjährigen Latein) steht das Modul „Begegnung und Umgang mit dem Fremden“ am Lehrplan. Dabei werden Völkerbeschreibungen in lateinischer Sprache behandelt, die von Cäsars Bericht über die Gallier, Germanen und Briten bis zu Christoph Columbus‘ und Amerigo Vespuccis Schilderungen über die Neue Welt reichen. Auch Ausschnitte aus Marco Polos Reisebericht über seinen Aufenthalt am Hof und im Reich des Kublai Khan und andere Texte über China werden gerne übersetzt. Der Italiener Odorico von Pordenone beschrieb im 14. Jhdt. als erster Europäer den chinesischen Brauch, jungen Mädchen die Füße kleinzubinden und so das Wachstum zu verhindern. Das war äußerst schmerzhaft, galt aber als besonders vornehm und Frauen, die von dieser Tortur verschont geblieben waren, fanden angeblich später schwerer einen Ehemann und galten als wenig vornehm. Diese (Un-)Sitte der „Lotus- oder Lilienfüße“ genannten Verstümmelungen bestand wahrscheinlich schon vor dem 10. Jhdt. n. Chr. und hielt sich bis 1949. Ausgehend von diesem Text stellte die Klasse fest, dass es oft nicht so einfach ist, anderen Sitten unvoreingenommen gegenüberzutreten, aber auch, dass eine persönliche –auch ablehnende - Meinung dazu legitim ist, sofern sie nicht auf reinen Klischees beruht und verallgemeinert. Außerdem wurde bewusst gemacht, dass vermeintliche Schönheitsideale auch heute von Menschen oft unreflektiert übernommen werden, aber besser hinterfragt werden sollten, besonders wenn es sich um schwerwiegende oder sogar gefährliche körperliche Eingriffe handelt.
Text und Fotos: Andrea Schrammel